Aus der Geschichte der Excelsior- Fahrradwerke III

Die Betriebsgebäude und Einrichtungen hatten den II. Weltkrieg unbeschadet überstanden. Gemäß den Festlegungen des Potsdamer Abkommens wurden die Excelsior-Werke als ehemaliger Rüstungsbetrieb 1946 entschädigungslos enteignet und in Eigentum des Landes Brandenburg überführt. Bestrebungen, die Fahrradproduktion wieder aufzunehmen, scheiterten. 

1949 wurde das Vermögen der ehemaligen Excelsior-Werke von der „Vereinigung Volkseigener Betriebe Eisen und Metall, Land Brandenburg" an den Rat der Stadt Brandenburg übertragen. Am 19.05.1949 wurde der VEB Brandenburgische Fahrrad -und Metallwerke ins Handelsregister eingetragen. Ob dieser Betrieb jemals produziert hat, ist bisher ungeklärt. 

Ab 1951 befanden sich nacheinander mehrere Baubetriebe auf dem Gelände der ehemaligen Excelsior-Werke: Ingenieur-Tiefbau Brandenburg, Bau-Union Brandenburg und BMK-Ost. Nach 1990 folgten die Industrie-und Spezialbau GmbH und die UIB-Universale Bau Holding. Im Herbst 2014 wurden die meisten der markanten Sheddach-Hallen abgerissen. Im unter Denkmalschutz stehenden Kontorgebäude befindet sich  derzeit ein Call-Center (Majorel).

 


Bisher ungeklärt ist der Zusammenhang zwischen der Excelsior- AG und der Firma „Hansa Metallwaren GmbH".

Inhaberin dieser Firma war Dagmar Hensel, die Tochter des bisherigen Generaldirektors der Excelsior AG, Franz Patz. Der Firmensitz dieser Gesellschaft befand sich in der Wilhelmsdorfer- Landstraße 39 auf dem Gelände der Excelsior- AG. Vermutlich wurde diese Firma 1931 bei der Liquidation der Excelsior- AG und der Gründung der Excelsior GmbH aus der Konkursmasse ausgegründet. Die „Hansa Metallwaren GmbH“ stellte hauptsächlich Fahrradteile her. Auch nach 1945 ist eine Produktionstätigkeit dieser Firma nachgewiesen, es wurden u.a. Lenker, Pedalen, Ketten und Speichen produziert. Vermutlich wurde dieser Betrieb, wie auch die Excelsior- Werke, enteignet und hat dann die Produktion eingestellt. Die Bestrebungen für einen Neuaufbau der Fahrradproduktion richteten sich in der Sowjetischen Besatzungszone  auf deren südlichen Regionen Chemnitz, Suhl, Sangerhausen und Mühlhausen.

 

 

 

Die hohen Gewinne der Excelsior- Werke hatten ihren Gründern den Bau standesgemäßer Villen, die heute unter Denkmalschutz stehen, ermöglicht. 

Der Generaldirektor Franz Patz ließ in der Ziesaer Landstraße 1/1a (heute Nr.  2 und Nr.  4) bauen. Mitinhaber Paul Conrad erbaute in der Wilhelmsdorfer Str. 85 die Villa Martha, die sich an der Försterbrücke gegenüber der „Verrückten Kapelle" befindet.

Die folgenden Fotos zeigen die Villa Martha vor 1990 und im jetzigen Zustand. 

Am Giebel dieser im Jugendstil errichteten Villa sind das Baujahr 1909 und die Initialen „PC" des Bauherren Paul Conrad erkennbar.

 


Generaldirektor Franz Patz ließ sich um 1910 eine Holzhaus- Villa im Landhausstil in der Ziesaer Landstraße 4 errichten. An der Fassade sind Schnitzwerkmotive in Jugendstilformen angebracht.

Das Gebäude steht heute unter Denkmalschutz, die parkähnliche Gartenanlage ist eingetragenes Gartendenkmal. Komplettiert wurde das Anwesen mit einem im Fachwerkstil errichteten Wohnhaus für Gärtner und Chauffeur  in der Ziesaer Landstraße 2. 

Die Fotos zeigen das Grundstück vor 1990 und im restaurierten Zustand.

 


 

Auf dem Neustädtischen Friedhof  befindet die Grabanlage der Familie Patz, die aus poliertem Granit im Art-Deco-Stil von dem Bildhauer Hans Damman aus Berlin geschaffen wurde. Es ist eine der auffälligsten Grabstellen des Friedhofes und steht unter Denkmalschutz.

 

 


Abschließend nochmals einige Beispiele für die Werbung durch die Excelsior- Werke.

Bemerkenswert ist bei der Werbestrategie, dass kein Engagement bei professionellen Rennen erfolgte, obwohl Straßen-und Bahnrennräder im Fertigungsprogramm waren.  

Eine Herstellung von damals sehr populären Schrittmacher-Motorrädern erfolgte nicht.  

Man hat wohl die enorme Werbewirksamkeit eines Rennengagements nicht richtig eingeschätzt. 

Auch die normale Annoncen-Werbung erfolgte in wesentlich geringerem Umfang als bei den Brennabor- Werken.