Die Abschnitte "Aus der Geschichte der Coronawerke I, II, III" wurden unter Verwendung von 

Abbildungen und Texten des Autors Mario Steinbrink aus "Der Knochenschüttler" und "Heimatkundliche Blätter" erstellt. Details dazu im Literaturverzeichnis.

 

Aus der Geschichte der Corona- Fahrradwerke I

Die Anfänge der Firma sind durch Annoncen im "Brandenburger Anzeiger" belegt.

Der Buchhalter Adolf Schmidt begann 1891 mit dem Handel gebrauchter Fahrräder in der Kleinen Gartenstraße 21.

Brandenburger Anzeiger 19.08.1891

Brandenburger Anzeiger 27.06.1892

Brandenburger Anzeiger 25.06.1892

Brandenburger Anzeiger 27.07.1892

Brandenburger Anzeiger 27.06.1892

Brandenburger Anzeiger 18.05.1893

Brandenburger Anzeiger 04.07.1892

Brandenburger Anzeiger 27.02.1893


Der Handel mit Fahrrädern war sehr erfolgreich und Adolf Schmidt erkannte den großen Bedarf. Mit 15 Arbeitern stellte er zunächst Dreiräder für Damen und Herren her. Die notwendigen Fachleute wurden vermutlich aus den Brennabor-Werken abgeworben, da diese zu dieser Zeit schon in großem Umfang Fahrräder herstellten und das notwendige Fachpersonal dafür selbst anlernten. 

In seinen Lebenserinnerungen beklagt Carl Reichstein die Abwerbepraxis durch die Fahrradfirmen, die erst nach den Brennabor-Werken in Brandenburg gegründet worden waren.

Die kleine Fabrik von Adolf Schmidt stellte schon bald Kinderräder, Hochräder, Rover sowie Touren- und Rennräder her. Bereits im Juni 1892 erschien im "Brandenburger Anzeiger" die erste Annonce, in der "CORONA"- Fahrräder angepriesen wurden. Sportliche Erfolge auf Corona - Fahrrädern wurden sofort für die Werbung eingesetzt. Die Annonce vom 9.5.1893 weist bereits einen ständigen Lagerbestand von 100 Fahrrädern aus. 

Der Firmensitz war zu diesem Zeitpunkt noch in der Kleinen Gartenstraße 21.

 

Brandenburger Anzeiger 25.06.1892

Brandenburger Anzeiger 17.07.1893

Brandenburger Anzeiger 24.08.1892

Brandenburger Anzeiger 09.05.1893

Brandenburger Anzeiger 10.05.1893

Brandenburger Anzeiger 16.07.1893

Brandenburger Anzeiger 29.02.1893

Brandenburger Anzeiger 03.06.1893


 

 

 

 

Corona-Fahrräder verkauften sich gut, die Nachfrage stieg ständig.

Für eine Vergrößerung der Produktion reichten die Räumlichkeiten in der Kleinen Gartenstraße 21 nicht mehr aus und so bezog die Firma im Herbst 1893 größere Räumlichkeiten in der Großen Gartenstraße 28. Unter der Firmenbezeichnung "Corona-Fahrrad-Fabrik" produzierten hier 30 Arbeitskräfte jährlich ca. 5000 Fahrräder.

Am 02.08.1895 wurde die Firma "Ad. Schmidt Corona-Fahrrad-Fabrik" in das Firmenregister am königlichen Amtsgericht eingetragen.

1894

Brandenburger Anzeiger 05.05.1894

Brandenburger Anzeiger 18.04.1895

Brandenburger Anzeiger 05.08.1895


 

 

Wie in der Annonce aus dem Brandenburger Anzeiger vom 26.03.1896 ersichtlich wird, übernahmen 

Paul und Richard Conrad die Generalvertretetung der Corona- Werke.

Gemeinsam mit mit ihrem Bruder Gustav gründeten sie 1896 die Excelsior- Werke


Die Nachfrage nach Corona Fahrrädern stieg ständig weiter an. Im Jahr 1895 wurde bereits eine Produktionszahl von 7000 Fahrrädern erreicht. Um die Produktion entsprechend der Nachfrage steigern zu können, musste erheblich investiert werden. Das notwendige Kapital wurde durch Gründung einer Aktiengesellschaft beschafft. Am 25.08.1896 wurde die "Corona-Fahrradwerke, vormals Adolf Schmidt, Actien Gesellschaft" gegründet.

Die ehemalige "Ad. Schmidt Corona-Fahrradfabrik" erlosch am 01.10.1896.

 

Brandenburger Anzeiger 26.08.1896

Brandenburger Anzeiger 05.09.1896

Brandenburger Anzeiger 26.08.1896

Brandenburger Anzeiger 06.10.1896



Ab 1897 wurden die an das Grundstück Große Gartenstraße 28 angrenzenden Grundstücke in der Bahnhofstraße durch die Corona-AG aufgekauft, um dort größere Werkstätten zu errichten. Die Zahl der Arbeitskräfte stieg auf 200 an.

Den Aktionären konnte durch den gestiegenen Absatz an Fahrrädern in den Jahren 1897 und 1898 jeweils eine Dividende von 16% gezahlt werden. 

Anfang der 1920er Jahre wurden weitere angrenzende Grundstücke in der Werder-, Große Garten- und Bahnhofstraße erworben. Durch die Errichtung weiterer Fabrikationsräume und die gute Geschäftslage stieg die Zahl der beschäftigten Arbeiter im Jahr 1926 auf einen Höchstwert von 500 an. 

Die neu errichteten Fabrikräume mit dem markanten Turm befanden sich an der Ecke Werderstr./Bahnhofstr. und bildeten so den Abschluss der Werderstr. und der Großen Gartenstr. in Richtung Bahnhofstraße.

 

Brandenburger Anzeiger 26.01.1897


Adolf Schmidt schied im Februar 1899 aus dem Vorstand der Corona-AG aus, da er offensichtlich nicht die notwendigen Maßnahmen zur Bewältigung der 1898 einsetzenden Absatzkrise für Fahrräder umsetzen konnte.

Inländische Überproduktion durch die zahlreichen neu entstandenen Fahrradwerke, hohe Preise für deutsche Fahrräder und niedrige Zölle für amerikanische Importfahrräder führten zum Absatzeinbruch und zu erheblichen Gewinnverlusten. 

Auch einige Brandenburger Fahrradbetriebe überstanden diese Krise nicht. 

 

 

 

Durch Neuorganisation der Produktionsabläufe und den Einsatz modernster automatischer Maschinen konnte der neue Direktor, Eugen Ernst, die Fahrradproduktion wieder konkurrenzfähig machen. 

Eugen Ernst blieb Direktor der Corona-Werke bis 1917. Das Foto zeigt Eugen Ernst um 1910. 

So kamen jetzt automatische Revolverdrehbänke, vierfach Automatikdrehbänke sowie automatische Kettenblattfräsmaschinen zum Einsatz. 

 

 

 


Automatische Revolverdrehbank

Automatische Revolverdrehbank

Automatische Kettenblattfräsmaschine

Automatische Vierfachdrehbank


Am 30.12.1899 erhielt das Unternehmen seine endgültige Firmenbezeichnung "Corona Fahrrad-Werke und Metallindustrie Actiengesellschaft Brandenburg a.H.".

Als Ausweg aus der Fahrradkrise wurden weitere Standbeine für die Produktion aufgebaut und als Unternehmenszweck wurde jetzt die Fahrradfabrikation und Herstellung von Fahrradteilen sowie die Herstellung von Motorrädern und Automobilen genannt. Die Vorbereitung dieser Produktionszweige und die Entwicklung der entsprechenden Erzeugnisse nahmen einen längeren Zeitraum (ca. zwei Jahre) in Anspruch.

 


Mit dem Motorradbau begannen die Corona-Werke 1901. Es wurden zuerst Schrittmachermaschinen für den Bahnrennsport hergestellt. Ab 1902 erfolgte dann die Serienproduktion von Straßenmotorrädern. Die Motoren wurden nicht selbst hergestellt, sondern von den damals führenden Motorenherstellern Fafnir, Zedel, Minerva und De-Dion Bouton bezogen. Mit Beginn des ersten Weltkrieges erfolgte eine Umstellung der Produktion auf Rüstungsgüter und die Motorradproduktion wurde eingestellt.

             Schrittmachermotorrad

             für den Rennfahrer Robl

Schrittmachermotorrad


Präsentation von Straßenmotorrädern vor den Corona- Werken in der Bahnhofstraße


              Coronamotortandem

Coronamotorrad

mit 2-Zylinder - V- Motor


Die Corona-Werke hatten zahlreiche Motorradmodelle in der Fertigungspalette, um damit alle Kundenwünsche abdecken zu können.

Über die Anzahl der produzierten Motorräder sind keine Angaben bekannt.

 


 In Sammlerhänden sind bisher nur noch drei Maschinen bekannt.


 

Gewissermaßen als Zwischenstufe vom Motorrad zum Automobil wurde ab 1904 das "Coronamobil" produziert.

Die Besonderheit dieses dreirädrigen Fahrzeugs gegenüber anderen Herstellern war die Verwendung eines Lenkrades statt der sonst üblichen Lenkstange.