Aus der Geschichte der Corona- Fahrradwerke II

 

 

 

Von 1905 bis 1914 wurden durch die Corona-Werke auch Personen- und Lieferfahrzeuge hergestellt. 

Diese Fahrzeuge wurden nicht selbst entwickelt, sondern in Lizenz der Firma Maurer-Union aus Nürnberg gefertigt. Die Motoren für diese Fahrzeuge wurden ebenfalls von der Maurer- Union bezogen. 

Eine Besonderheit dieser Fahrzeugkonstruktion von Ludwig Maurer war das sehr einfache, stufenlose Reibradgetriebe.

Corona Automobile sind nicht erhalten geblieben, einige wenige Maurer-Union Fahrzeuge sind in Museen zu finden. 

 



Ab 1909 wurde an den Corona Fahrrädern das charakteristische Kettenblatt mit der stilisierten Krone verbaut. Das Produktionsprogramm umfasste zahlreiche spezielle Fahrradmodelle.


Die Corona-Werke erhielten auf diversen Ausstellungen goldene Ehrenmedaillen und Diplome, so zum Beispiel bei Ausstellungen in Marseille, Magdeburg, Berlin und Paris. Diese Auszeichnungen sowie die zahlreichen technischen Neuerungen und Patente wurden werbewirksam in Prospekten, Annoncen und auf Briefbögen präsentiert. 

Als besondere technische Neuerungen der Corona-Werke sind hier zu nennen:

- staubfrei gekapselte Kugellager 1895

- Doppelglockenlager ohne Befestigungskeile 1905

- Freilaufnabe mit Rücktrittbremse 1910

- Friktionsleerlaufscheibe für Motorräder (Kupplung) 1911.

 

Briefkopf

mit Auszeichnungen und Patenten

Leerlaufkupplung für Motorräder

Staubfrei gekapselte Lager

Brandenburger Anzeiger 18.04.1895

Glockentretlager

Freilaufnabe mit Rücktritt

Erläuterung zum Glockentretlager


Eine besonders herausragende Neuerung der Corona-Werke war das Kapselgetriebe für Fahrräder. Diese Erfindung wurde im Jahr 1900 patentiert und in vielfältiger Weise für die Werbung eingesetzt.


Brandenburger Anzeiger 24.08.1892

 

 

Schon früh erkannte Adolf Schmidt, der Gründer der Corona- Werke, dass sich die Reklame mit den errungenen Siegen bei Radsportveranstaltungen sehr gut für die Umsatzsteigerung nutzen ließ. Deshalb produzierte er bereits ab 1892 entsprechende Rennmaschinen.


Die Corona Werke stellten auch international bekannten Berufsrennfahrern Rennmaschinen zur Verfügung und setzten deren errungene Siege auf den Corona-Rädern für die Werbung ein. Über den Rennfahrer Walter Rütt ist bekannt, dass er für die Rennsaison 1903 zwei Rennräder sowie ein festes Gehalt von 4000 Mark. von den Corona-Werken bezog.

 


In den Jahren von 1900 bis 1904 fuhr Thaddäus Robl auf Corona Rennrädern sehr erfolgreich. Er wurde 1901 und 1902 Weltmeister und von 1901 bis 1904 mehrfacher Europameister. 1902 stellte er einen neuen Weltrekord über eine Stunde mit 67,353 km auf. Als erster Dauerfahrer der Welt hinter Motorführung erreichte er eine Geschwindigkeit von über 70 km/h.


Neben Walter Rütt und Thaddäus Robl erzielten weitere Rennfahrer von Weltruf einige ihrer großen Erfolge auf Corona Rädern: Fritz Theile, Willi Arend, Eugen Stabe, Emil Lewanow und Walter Sawall.

Emil Lewanow 1919

Willi Arend, Paris 1901

Eugen Stabe


Im Katalog von 1922 knüpften die Corona-Werke mit ihrer Werbung an Rennerfolge vor dem Ersten Weltkrieg an.. Es wurden jetzt zwei Bahnrenner-Modelle nach aktuell erfolgreichen Rennfahrern, die für Corona unter Vertrag standen, benannt.                 

Die Modelle Arend-Stabe und Lewanow-Sawall sorgten in den 1920er Jahren und ab 1925 dann auch das Modell Wittig bei Radsportveranstaltungen für einiges Aufsehen. 

 


Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die gesamte Fertigung der Corona-Werke auf den Kriegsbedarf umgestellt. Corona-Fahrräder wurden nur noch bis 1915 produziert, u.a. für das Deutsche Heer. Die Kriegsproduktion von Granaten und Flugzeugteilen war sehr gewinnträchtig und darum erfolgte für diesen Bereich auch eine gegenseitige Abwerbung von spezialisierten Arbeitskräften durch die Brennabor-, Excelsior- und Corona- Werke.

Brandenburger Anzeiger 16.05.1916

Brandenburger Anzeiger 06.06.1916

Brandenburger Anzeiger

12.07.1916

Brandenburger Anzeiger

1917


Um 1923 beschloss der Vorstand der Corona-Werke eine erneute Aufnahme der Motorradproduktion. Zum Einsatz sollten BMW-Boxer-Motoren mit 498 ccm Hubraum kommen. Diese Variante ging aber nicht in Serienproduktion.                                           Im Jahr 1924 stellten die Corona-Werke neu entwickelte Modelle mit einem auch selbst entwickelten 338 ccm Motor vor, der eine Leistung von 3 PS aufwies. 

Die Produktion kam aber im Juli 1924, als ein großer Streik das gesamte Unternehmen für 10 Wochen blockierte, zum Erliegen. Die Arbeiter der Brandenburger Metallindustrie kämpften für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Erst gegen Ende des Jahres 1924 konnte wieder die volle Produktionsleistung erreicht werden. 

Die Aufnahme einer größeren Serienproduktion von Motorrädern kam allerdings nicht mehr zustande, da sich der Vorstand der Corona-Werke 1925 zur endgültigen Einstellung der Motorradproduktion entschloss.

 


Durch die hohe Nachfrage nach Corona-Fahrrädern erholte sich das Werk aber schnell von den Verlusten des Vorjahres. Bis 1926 stieg die Zahl der Arbeitskräfte auf 500 an. Diese produzierten jährlich über 40.000 Fahrräder. 

Anfang 1928 kam es zu einer schweren Absatzkrise in der deutschen Fahrradindustrie. Die Corona-Werke konnten zwar entgegen dem allgemeinen Trend die Absatzmenge nochmals steigern; aber gestiegene Löhne und gestiegene Herstellungskosten sowie die sinkenden Preise für Fahrräder, bedingt durch den Konkurrenzdruck, verringerten den Gewinn erheblich. Durch Kurzarbeit und Entlassung von Arbeitskräften konnte noch ein Reingewinn von 62384,07 RM für das Geschäftsjahr 1928 verbucht werden.

Im Geschäftsjahr 1929 konnten die Fahrradhändler durch die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise ihre Bestände nicht mehr verkaufen und riefen keine Bestellungen mehr von den Fahrradwerken ab. 

Da der Vorstand der Corona-AG es für zwecklos hielt, weiterhin auf Lager zu arbeiten, wurde Anfang Juni 1929 ein Stilllegungsantrag bei den Behörden eingereicht. Diesem Antrag wurde Anfang Juli 1929 stattgegeben. 

Die Gesamtsituation in der deutschen Fahrradindustrie führte dazu, dass Verhandlungen über die Rationalisierung der Herstellungsverfahren und die Normierung der Produkte intensiviert wurden. Weiterhin wurden Verhandlungen über die Bildung von Verkaufssyndikaten geführt. Die Corona-AG strebte zur Lösung der Absatzkrise ein Abkommen mit den Brennabor- Werken an, welche ebenfalls erheblich von dieser Krise betroffen waren.

Zum Jahreswechsel 1929/30 kam es zur Bildung einer "Interessengemeinschaft Brennabor-Corona", in der aber beide Firmen wirtschaftlich selbständig blieben. Die Verluste der Corona-AG betrugen im Dezember 1929 bereits 531 770,13 RM.

Auf den ebenfalls teilweise stillstehenden Bändern der Brennabor-Werke ließ die Corona-AG innerhalb der Interessengemeinschaft nun Corona-Fahrräder fertigen. Über den Umfang dieser Produktion sind bisher keine Daten bekannt. 

Im Industriemuseum Brandenburg befindet sich ein Corona-Transportfahrrad und im Museum Dreiseitenhof in Grebs ist ein Brennabor- Transportfahrrad und aus diesem Produktionszeitraum zu sehen. Diese Räder unterscheiden sich lediglich durch die Steuerkopfschilder mit dem jeweiligen Firmenlogo und die typischen Kettenblätter von Brennabor  (Kleeblatt) und Corona (stilisierte Krone).

Die Herstellungskosten für Corona-Räder konnten zwar durch das Produktionsabkommen mit den Brennabor-Werken erheblich gesenkt werden, aber dieser Vorteil blieb infolge des allgemeinen Absatzrückganges ohne nachhaltigen Effekt.

 


Die Verluste der Corona-AG stiegen bis 1932 weiter auf 1.140.259,08  RM an. 

Am 18.04.1932 wurde von der Generalversammlung der Corona-AG die endgültige Liquidation der AG beschlossen. Die Schlussbilanz im November 1932 wies einen Verlust von 1.196.668,00  RM aus.